ICH GEHE DA HIN, WO DER NAME VON JESUS CHRISTUS NOCH UNBEKANNT IST.

Apostel Paulus in Römer 15, 20

An der falschen Tür geklopft

22. November 2021

Eine zerzauste junge Frau stand vor unserer Tür, durchnässt vom starken Regen. «Ist das die Wohltätigkeitsorganisation, die den Menschen hilft?», fragte sie. Ihr Kopftuch war durchnässt, und sie umklammerte eine übergrosse Jacke um ihren vorspringenden Bauch.

«Das ist es nicht», sagte ich und dachte, sie müsse unser Haus mit dem nahe gelegenen Büro einer örtlichen Wohltätigkeitsorganisation verwechseln. «Aber bitte kommen Sie rein, wo es trocken ist.»

Der Regen ging in Strömen nieder und durchtränkte die Stadt mit einer beissenden Kälte, die für den frühen Winter in unserem nordafrikanischen Land ungewöhnlich war. Ich schenkte der besorgten jungen Frau ein Glas heissen Tee ein, als sie sich öffnete und ihre Geschichte erzählte.

Ungewollt schwanger

Sie erzählte mir, dass ihr Name Farah sei. Letztes Jahr hatte sie ihr Dorf in den Bergen verlassen und war in die Stadt gekommen, um zu arbeiten. «Aber jetzt bin ich schwanger», sagte sie. «Und ich bin nicht verheiratet. Ich habe es niemandem gesagt und weiss nicht, was ich tun soll.»

Ich war mir nicht sicher, wie meine Familie und ich der werdenden Mutter helfen konnten. Aber ich wusste, dass Gott sie aus einem bestimmten Grund in unser Haus gebracht hatte. Ich lud Farah ein, ein paar Tage bei uns zu bleiben.
«Wir werden einen Weg finden, dir und deinem Baby zu helfen», sagte ich ihr.

Weihnachten und die hochschwangere Frau

In den nächsten Tagen ging unsere Familie ihrem normalen Leben nach. Wir bereiteten uns auf Weihnachten vor und hiessen Farah bei unseren Feierlichkeiten willkommen, während wir ihr von Christus erzählten.

Wenn an Weihnachten eine hochschwangere junge Frau vor der Tür steht, rückt die Geschichte von der Geburt Christi in den Mittelpunkt. Wir teilten diese Geschichte mit Farah - die Geschichte einer ungeplanten Schwangerschaft und der Geburt eines geliebten kleinen Jungen.

Die richtige Tür

Wir machten sie auch mit einigen örtlichen Gläubigen mit muslimischem Hintergrund bekannt, die ihr Mitgefühl zeigten und sie mit der Liebe Christi überschütteten. Einer dieser Gläubigen wusste von einer Anlaufstelle für unverheiratete Mütter in unserer Stadt.

Nachdem wir Farah etwa eine Woche lang in unserem Haus beherbergt hatten, begleiteten wir sie dorthin und verabschiedeten uns von ihr. Danach besuchten wir sie noch einige Male. Während unserer Besuche lasen wir gemeinsam in der Bibel über Jesus, und Farah staunte über die Frohe Botschaft des Erlösers.

Die Geburt von Isa

Einige Wochen später setzten bei Farah die Wehen ein. Und auf eine Art und Weise, die jede andere Mutter ein wenig neidisch macht, brachte sie problemlos einen kleinen Jungen zur Welt.

Farah war sofort in den Jungen verliebt. Sie nannte ihn Isa, was auf Arabisch Jesus bedeutet. Farah sehnte sich danach, ihn mit nach Hause in ihr Dorf zu nehmen, ihn aufzuziehen und ihn mit Liebe und Streicheleinheiten zu überschütten.

Doch für eine unverheiratete Mutter aus einer konservativen muslimischen Familie war es unmöglich, ihr vaterloses Kind in ihrem Heimatdorf aufzuziehen. Farah erzählte mir, dass sie Angst hatte, Schande über ihre Familie zu bringen.
Mit gespaltenem Herzen gab sie ihr Baby zur Adoption frei und kehrte zu ihrer Familie zurück.

Ohne Kind, dafür mit neuer Hoffnung zurück

Doch Farah kehrte nicht mit leeren Händen in ihr Dorf zurück. Sie nahm ein Exemplar von Gottes Wort mit und eine Hoffnung, die von Tag zu Tag stärker geworden ist. Da sie sich nach der Wahrheit sehnt, hat sie uns weiterhin Nachrichten geschickt, um mehr über Christus zu erfahren. Wir machen gemeinsame Bibelstudien per SMS. Farah teilt das, was sie über Jesus erfährt, sofort mit ihrer Familie und ihren Freunden.

Farah ist noch nicht im Reich Gottes. Aber Gott ist dabei, ihre Lebensgeschichte zu erneuern. Er bringt Hoffnung anstelle von Verzweiflung, Freude anstelle von Traurigkeit und Ehre anstelle von Schande.
Und das alles nur, weil sie zur Weihnachtszeit an die falsche Tür geklopft hat.

Nordafrika

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