ICH GEHE DA HIN, WO DER NAME VON JESUS CHRISTUS NOCH UNBEKANNT IST.

Apostel Paulus in Römer 15, 20

Ein riskanter Besuch

07. November 2023

Duma blickte durch das Taxifenster auf die Hügel und Felder ihres Heimatlandes. Sie spürte, wie sich ihre Schultern anspannten, als sie sich ihrer kleinen Heimatstadt näherte, die am Horizont zu sehen war. Zum hundertsten Mal fragte sie sich, ob es die richtige Entscheidung war, ihre Mutter zu besuchen.

Duma lehnte sich im Sitz zurück und atmete tief durch. Sie und ihr Mann sowie Paul und Judith - die Frontiers-Mitarbeitenden, die sie Jahre zuvor mit Jesus bekannt gemacht hatten - hatten den Herrn gebeten, ihr Weisheit für diese Reise zu geben. Sie alle hatten das Gefühl, dass Gott sie zu dieser Reise führen würde.

Morddrohung von der Familie

Für Duma war die Reise in ihr instabiles Heimatland eine komplizierte Angelegenheit. Wegen der politischen Unruhen in der Region dauerte die Reise Tage statt Stunden, und die mit dem Grenzübertritt verbundenen Formalitäten konnten ihren Flüchtlingsstatus in ihrem neuen Land gefährden. Aber das war nicht die grösste Gefahr.

Sie könnte getötet werden, sobald sie einen Fuss in die Heimat ihrer Kindheit setzt. Jahre zuvor hatten ihre Geschwister ihr klargemacht, dass ihre Entscheidung, Jesus zu folgen, sie als unerwünscht für ihre Familie und als unwürdig zum Leben machte.

Als sie das letzte Mal miteinander gesprochen hatten, hatte ihr ältester Bruder ihr gesagt, er würde sie für die Schande, die sie über sie alle gebracht hatte, töten.

Kein Zurück mehr

Duma hatte viele Jahre lang nichts mehr von ihnen gehört - bis zu der jüngsten Nachricht ihrer Schwester. Ihre Mutter lag im Sterben.

Als der Wagen vor dem Haus ihrer Familie hielt, betete Duma im Stillen, um den Mut hineinzugehen. Wenn Gott wirklich die Tür für diesen Besuch geöffnet hatte, würde er sie sicherlich auch beschützen. 

Der Taxifahrer winkte ihr aus dem Auto auszusteigen und sie bezahlte trotz zitternder Hände schnell. Er fuhr davon und überliess sie der Gnade ihrer Familie.

Wir möchten keine Ungläubige in diesem Haus

Zittrig klopfte Duma an die Tür. Nach einer quälenden Pause öffnete ihr Bruder Sobhy die Tür. Seine Augen verengten sich: «Was machst du denn hier?» «Ich wollte Mama sehen» Duma biss sich auf die Lippe. «Und warum sollte ich eine Ungläubige in dieses Haus lassen?», fragte Sobhy.

«Ist das Duma, die ich da höre?» Eine dünne, schwankende Stimme kam von drinnen, und die gebrechliche Gestalt von Dumas Mutter erschien neben ihrem Sohn. Er blickte finster drein.

«Oh, Duma! Ich hatte gehofft, du würdest zu mir kommen.» Dumas Mutter öffnete ihre Arme, und Duma hielt sie fest.

Das Herz einer Mutter

«Wir sollten sie nicht hereinlassen. Sie hat unsere Familie und unseren Glauben verraten», sagte Sobhy zu ihrer Mutter. «Bitte.» Die Augen der Mutter flehten. «Sie ist immer noch meine Tochter. Verweigere mir nicht meine letzte Chance, bei ihr zu sein.»

Sobhy wurde weicher und trat zur Seite.

Dumas Mutter verschwendete keine Zeit und lud alle ihre Kinder ein, ihre Schwester zu treffen. Obwohl sie sich zunächst weigerten, mit Duma zu sprechen, lösten sich die Spannungen, als das Geschirr abgewaschen war und der Mond aufging. Die ganze Familie unterhielt sich angeregt.

Jesus wichtiger als die Familie?

«Wir haben dich vermisst.» Sobhy schenkte Duma ein kleines Lächeln. «Aber warum musstest du eine neue Religion über deine Familie stellen?» Dumas Augen füllten sich mit Tränen. «Jesus ist alles für mich. Ich wünschte, du könntest ihn auch erleben.»

«Aber warum ist er alles? Was macht Ihn so wertvoll?» Sobhys Augenbrauen zogen sich zusammen. «Jesus lehrt uns, dass Gott uns liebt», sagte Duma. «Er gibt mir Hoffnung und Frieden. Selbst bei allem, was unser Volk durchgemacht hat.»

Sobhy dachte einen Moment lang nach. «Das könnten wir in diesen Tagen alle gebrauchen.»

Bibelstudium in der Familie

Dumas Herz klopfte. «Hättest du Interesse daran, mit mir die Lehren Jesu im Injil zu lesen?» Sobhy schien tief in Gedanken versunken. «OK», sagte er schliesslich. «Ich werde sie mit dir lesen.»

Für den restlichen Teil von Dumas Aufenthalt lasen sie und Sobhy jeden Abend gemeinsam das Injil und diskutierten darüber, was es bedeutete und wie es auf das tägliche Leben anzuwenden war. Nach ein paar Tagen kamen auch ihre anderen Geschwister und ihre Mutter dazu.

Bis wir uns wieder sehen

Viel zu früh war es für Duma an der Zeit abzureisen, aber sie dankte Gott, dass jedes ihrer Familienmitglieder sie mit Umarmungen und guten Wünschen verabschiedete. Viele luden sie ein, sie bald wieder zu besuchen, um ihnen mehr von Jesus zu erzählen.

Duma konnte es kaum erwarten, ihrem Mann die Neuigkeiten mitzuteilen und die Freunde anzurufen, die für sie gebetet hatten. Sie wusste, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, die lange und gefährliche Reise zu ihrer Mutter anzutreten. Nicht nur die Beziehung zu ihrer Familie war wiederhergestellt, sondern sie hatte auch Hoffnung, dass sie die Ewigkeit mit ihnen verbringen würde.

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