ICH GEHE DA HIN, WO DER NAME VON JESUS CHRISTUS NOCH UNBEKANNT IST.

Apostel Paulus in Römer 15, 20

Freundschaft braucht nicht viele Worte

19. März 2018

Oft werde ich gefragt, wie ich mich als Kurzzeiterin mit den einheimischen Lehrern und Kindern verständige. Mit den einen spreche ich Englisch und sie antworten auch in Englisch. Mit anderen spreche ich ebenfalls Englisch, aber die Antwort kommt in ihrer Sprache. Irgendwie verstehen wir uns meist trotzdem und oft gibt es was zu lachen.

Natürlich bin ich daran, die lokale Sprache zu lernen. Dazu treffe ich mich regelmässig mit Rabia, einer einheimischen Frau. Meine Sprachstunden helfen mir, was das Verständnis und die Kommunikation in der lokalen Sprache angeht. Wir schauen jeweils gemeinsam ein wortloses Bilderbuch an und ich spreche aus, was ich sehe und was passiert. Dann erzählt Rabia das Gesagte nach. Ihre Erzählung nehme ich mit dem Handy auf. Gemeinsam hören wir uns die Aufnahme an und schreiben alle Wörter heraus, die mir neu sind. Zu diesen bildet sie dann Sätze, welche ich wiederum aufnehme. Zum Repetieren nehme ich mir leider oft zu wenig Zeit. Ich bin jedoch erstaunt, wie gut ich normalen Alltagsgesprächen bereits folgen kann. Und zum Glück gibt es ja noch Hände und Füsse!

In einer Sprachstunde lernte ich wichtige Überlebenssätze. Unter anderem war da ein Bild von zwei Personen, die mit Fragezeichen vor einem leeren Tisch sassen. Gesucht war der Satz: «Was essen wir zum Abendessen?» Nur verwechselte ich zwei kleine aber entscheidende Wörtchen und sagte stattdessen: «Wen essen wir zum Abendessen?»

Mehr als Sprache lernen

Mit Rabia habe ich mich von Anfang an gut verstanden, doch in den letzten Wochen ist eine tiefe Freundschaft zwischen uns gewachsen. Nach wie vor haben wir viel Spass bei unseren Sprachlektionen. Mittlerweile führen wir aber auch immer wieder tiefe Herzensgespräche. Bei einem solchen erklärte sie mehrmals, dass ich genau das sagen würde, was ihr auf dem Herzen sei. Sie hat viele Freunde, doch niemand steht ihr so nahe, dass sie das, was sie in ihrem Herzen bewegt, aussprechen würde. Sie meinte, Gott hätte mich geschickt.

Während einem unserer Gespräche erinnerte ich mich an ein Bild, das ich gemalt hatte. Ich wusste sofort, dass ich es ihr schenken sollte. Sie freute sich sehr darüber und als ich das nächste Mal ihre Familie besuchte, nahm ich mit Freude zur Kenntnis, dass es nun über ihrem Bett hängt. Sie nahm mich auch auf eine Shoppingtour mit. Beim anschliessenden gemeinsamen Kochen entstanden lokale Speisen, die ich bei meiner Abreise in die Schweiz würde mitnehmen können.

Ich staune und bin tief berührt, wie in so kurzer Zeit, mit bescheidenem Vokabular, eine so tiefe Freundschaft entstehen konnte.

Zentralasien

 

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