ICH GEHE DA HIN, WO DER NAME VON JESUS CHRISTUS NOCH UNBEKANNT IST.

Apostel Paulus in Römer 15, 20

Diese Geschichten müssen erzählt werden

25. Juli 2022

Als ich zum ersten Mal in mein Gastland zog, kam mir das Erlernen der Sprache wie ein langer, langsamer Prozess vor. Doch die zwanzig Stunden pro Woche, die ich mit Wadha, meiner Sprachlehrerin, verbrachte, boten mir die perfekte Gelegenheit, mit jemandem die Bibel zu lesen. Gemeinsam gingen wir Vers für Vers durch und ich übte, Wörter und Satzstrukturen zu entziffern.

In einer Sprachstunde schlug ich die Bibel auf und las die Geschichte von der Geburt Jesu. Anfangs korrigierte Wadha meine Aussprache, wenn ich hier und da über ein Wort stolperte. Aber nach einer Weile begann sie, die Geschichte selbst zu kommentieren.

Im Stillen betete ich: «Gott, bitte berühre Wadhas Herz durch diese Geschichte».
Geschichten sind gut zum Sprachelernen

Wadha stand mit einem Lächeln auf, als unsere Stunde zu Ende war. «Wir sollten weiterhin jeden Tag ein wenig aus der Bibel lesen. Ich glaube, das würde dir bei deiner Sprache helfen.»

«Das hört sich gut an», stimmte ich schnell zu.

Als ich Wadha zum Abschied winkte, begann ich zu beten, welche Bibelstellen wir lesen sollten. Viele der biblischen Geschichten kannte sie schon aus den Sitzungen mit früheren Studenten. Ich fragte mich also, was wir lesen könnten, das ihr Herz für Jesus öffnen würde.

Da mir nur noch ein Monat Sprachunterricht blieb, bat ich Gott, mir zu zeigen, wie ich jeden Augenblick nutzen könnte, um Wadha auf ihn hinzuweisen.

Sie werden Gott sehen

Als wir uns das nächste Mal trafen, setzte ich mich gegenüber von Wadha und legte meine Bibel auf den Esstisch zwischen uns. «Ich möchte mit der Bergpredigt Jesu beginnen», sagte ich ihr und blätterte das Neue Testament durch, bis ich die Seiten gefunden hatte. Sie beugte sich über den Text, als ich begann.

«Selig sind, die reinen Herzens sind», las ich aus Matthäus 5, «denn sie werden Gott schauen. Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.»

Wadha lehnte sich zurück, ihre Augen waren gross. «Wow, Gott muss wirklich wollen, dass wir in Frieden miteinander leben. Werden die, die reinen Herzens sind, tatsächlich Gott sehen?»

«So steht es in der Bibel», antwortete ich.

Als wir weiter lasen, unterbrach mich Wadha häufig, um Kommentare abzugeben und Fragen zum Text zu stellen. Ich fragte mich, ob sich Wadhas Herz endlich für Jesus öffnete.

Wie weiter?

Aber mein Sprachunterricht sollte in nur drei Wochen enden. Was würde mit Wadhas Interesse an der Bibel geschehen, wenn wir uns nicht mehr treffen würden?

Bevor ich die Bibel schloss, las ich die letzten Verse der Bergpredigt aus Matthäus 7. «Als Jesus diese Reden beendet hatte, entsetzte sich die Menge über seine Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten.»

Wie die Menschen in der Bibel, die über die Worte Jesu erstaunt waren, schien auch Wadha von dem, was wir gelesen hatten, fasziniert zu sein.

Die Menschen müssen das hören!

«Das sind gute Geschichten, und die Menschen müssen sie hören», sagte sie. «Wenn wir sie jemandem aus unserem Umfeld erzählen, und der erzählt sie wiederum anderen, werden sich die Geschichten weiter verbreiten.»

«Das sehe ich auch so.» Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. «Möchtest du sie mit mir weiter lesen, auch wenn der Unterricht vorbei ist?»
Wadha nickte. «Ich möchte mehr hören.»

Auch wenn ich keinen Sprachförderer mehr brauche, treffen Wadha und ich uns weiterhin regelmässig, um gemeinsam Geschichten aus der Bibel zu lesen und darüber zu sprechen, was sie bedeuten. Es ist eine Freude zu sehen, wie sich ihr Herz für die Wahrheit des Evangeliums zu öffnen beginnt.

Ostafrika
 

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