Ein unerwarteter Besuch
Eine zerzauste junge Frau stand vor unserer Haustür und war vom starken Regen durchnässt. «Ist das die Wohltätigkeitsorganisation, die Menschen hilft?», fragte sie. Ihr Kopftuch war durchnässt, und sie hielt sich eine übergrosse Jacke um ihren vorstehenden Bauch.
«Das ist es nicht», sagte ich und dachte, sie müsse unser Haus mit dem nahe gelegenen Büro einer lokalen Wohltätigkeitsorganisation verwechselt haben. «Aber bitte treten Sie ein, wo es trocken ist.»
Der Regen fiel in Strömen und tauchte die Stadt in eine beissende Kälte, die für den frühen Winter in unserem nordafrikanischen Land ungewöhnlich war. Ich schenkte der besorgten jungen Frau ein Glas heissen Tee ein, während sie sich öffnete und mir ihre Geschichte erzählte.
Farahs Geschichte
Sie erzählte mir, dass sie Farah hiess. Letztes Jahr hatte sie ihr Dorf in den Bergen verlassen und war auf der Suche nach Arbeit in die Stadt gekommen.
«Aber jetzt bin ich schwanger», sagte sie. «Und ich bin nicht verheiratet. Ich habe es niemandem erzählt und weiss nicht, was ich tun soll.»
Ich war mir nicht sicher, wie meine Familie und ich, der werdenden Mutter helfen konnten. Aber ich wusste, dass Gott sie aus einem bestimmten Grund zu uns nach Hause geführt hatte. Ich lud Farah ein, ein paar Tage bei uns zu bleiben.
«Wir werden einen Weg finden, dir und deinem Baby zu helfen», sagte ich ihr.
Die Hoffnung an Weihnachten
In den nächsten Tagen ging unser Familienleben ganz normal weiter. Wir bereiteten uns auf Weihnachten vor und nahmen Farah in unsere Feierlichkeiten mit ein, während wir ihr von Christus erzählten.
Wenn eine hochschwangere junge Frau kurz vor Weihnachten vor Ihrer Haustür steht, rückt die Geschichte von der Geburt Christi ganz besonders in den Fokus. Wir erzählten Farah diese Geschichte, die Geschichte einer ungeplanten Schwangerschaft und der Geburt eines geliebten kleinen Jungen!
Wir stellten ihr auch einige lokale Gläubige mit muslimischem Hintergrund vor, die ihr Mitgefühl entgegenbrachten und sie mit der Liebe Christi überschütteten.
Einer dieser Gläubigen wusste von einer Zufluchtsstätte für unverheiratete Mütter in unserer Stadt. Nachdem wir Farah etwa eine Woche lang bei uns zu Hause beherbergt hatten, begleiteten wir sie zu dieser Zufluchtsstätte und verabschiedeten uns von ihr.
Danach besuchten wir sie noch mehrmals. Während unserer Besuche lasen wir gemeinsam in der Bibel über Jesus, und Farah staunte über die Gute Nachricht vom Erlöser.
Die Geburt von Isa
Einige Wochen später setzten bei Farah die Wehen ein. Und auf eine Weise, die jede andere Mutter ein wenig neidisch macht, brachte sie ohne Komplikationen einen kleinen Jungen zur Welt.
Farah war sofort von dem Jungen begeistert. Sie nannte ihn Isa, was auf Arabisch Jesus bedeutet. Farah sehnte sich danach, ihn mit nach Hause in ihr Dorf zu nehmen, ihn zu umsorgen und ihn mit Liebe und Zärtlichkeit zu überschütten.
Aber für eine unverheiratete Mutter aus einer konservativen muslimischen Familie schien es unmöglich, ihr vaterloses Kind in ihrem Heimatdorf grosszuziehen. Farah erzählte mir, dass sie Angst hatte, Schande über ihre Familie zu bringen.
Mit geteiltem Herzen gab sie ihr Baby zur Adoption frei und kehrte zu ihrer Familie zurück.
Ein bleibender Einfluss
Aber Farah kehrte nicht mit leeren Händen in ihr Dorf zurück. Sie nahm eine Ausgabe von Gottes Wort mit und eine Hoffnung, die von Tag zu Tag stärker wurde. Hungrig nach der Wahrheit, hat sie uns weiterhin Nachrichten geschickt, um mehr über Christus zu erfahren. Wir machen gemeinsam Bibelstudien per SMS. Farah teilt das, was sie über Jesus lernt, sofort mit ihrer Familie und ihren Freunden.
Farah ist noch nicht im Reich Gottes. Aber Gott erlöst ihre Geschichte. Er bringt Hoffnung anstelle von Verzweiflung, Freude anstelle von Traurigkeit und Ehre anstelle von Schande.
Und das alles, weil sie zu Weihnachten an die falsche Tür geklopft hat.
Nordafrika
