ICH GEHE DA HIN, WO DER NAME VON JESUS CHRISTUS NOCH UNBEKANNT IST.

Apostel Paulus in Römer 15, 20

An der Berufung festhalten?

25. Mai 2020

Ich erwachte zu den Lauten tropischer Tiere und Vögel, die den Tag mit Gesang und Geschnatter begrüssten. Als ich auf den Balkon trat, wurde ich von all dem Leben auf den Bäumen, den Blumen und Ranken, die sich um alles windeten, atemlos angezogen. Im Vergleich zur Wüste des Nahen Ostens war dies wie eine Superoase.

Es war der erste Morgen eines Thailandaufenthalts meiner Familie. Wir wohnten in einem Rückzugshaus für Auslandmitarbeiter und waren nach einem sehr schwierigen ersten Jahr auf dem Feld hierhergekommen. Unsere Herzen sehnten sich nach Heilung. Im vergangenen Jahr hatten wir Kämpfe erlebt, wie nie zuvor: neue Sprache und Kultur, den Verlust von Freunden, Behinderung und Operation, Heimweh, herzzerreissende Geschichten von Flüchtlingen, die alles verloren hatten...

Ein langes dunkles Tal

Das Jahr kam mir vor wie ein langes Tal, das im Laufe der Zeit immer dunkler und dunkler wurde. Unsere romantischen Vorstellungen vom Leben im Orient platzten schon vor Monaten wie eine Seifenblase und wir fragten uns, ob es sich überhaupt noch lohnt.

Vielleicht hast auch du Zeiten des Verlustes von Vision und Leidenschaft erlebt – Zeiten, in denen du den Weg direkt vor dir nicht sehen konntest. Mitten im dunklen Tal ist es leicht, die Orientierung zu verlieren.

Wir mussten lernen, darauf zu vertrauen, dass Gott bei uns war und alle Dinge zum Besten dienen würden (Römer 8, 28). Wir klammerten uns an die Verheissung, dass Gott uns wirklich dort haben wollte und dass er uns inmitten des überwältigenden Gefühls der Schwäche ein starker Fels sein würde.

Gottes Verheissungen in Erinnerung rufen

Jetzt, auf unserem Balkon in Thailand sitzend, spürte ich einen plötzlichen Hoffnungsschimmer. Gott begann mich daran zu erinnern, warum wir uns dem Team im Nahen Osten angeschlossen hatten. Ich erinnerte mich an meine Berufung und fühlte mich ermutigt, dass der Herr mir die Kraft geben würde, durch die dunkelsten Täler zu gehen.

«Glaubt in der Dunkelheit an das, was ihr im Licht gesehen habt», sagte Lilias Trotter, eine Mitarbeiterin in Algerien. Wir fühlen uns vielleicht von Dunkelheit umgeben, aber für Gott ist es nicht dunkel. Seine Wahrheit steht noch immer und er bleibt vollkommen, gegenwärtig, und hat die Kontrolle über alles.

«Wer im Finstern wandelt und wem kein Licht scheint, der hoffe auf den Namen des Herrn und verlasse sich auf seinen Gott!» (Jesaja 50, 10b).

«Spräche ich: Finsternis möge mich decken und Nacht statt Licht um mich sein – so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir, und die Nacht leuchtete wie der Tag» (Psalm 139, 11–12).

Die Erfahrung anderer

Während unseres Aufenthalts im Rückzugshaus fragte ich andere erfahrene Auslandmitarbeiter: «Wie hast du durchgehalten? Wie hast du es so lange geschafft? Ich fühle mich so niedergeschlagen und unsere Ausreise ist erst ein Jahr her!»

Jeder erwiderte ungefähr das Gleiche. In Gedanken gingen sie wiederholt zu dem Moment zurück, als sie zum ersten Mal in ihrem Herzen spürten, dass sie Gott im Ausland dienen sollten. Wenn sie Depressionen, Heimweh, Krankheit und Verlust erlebten, hielten sie an der Erinnerung an ihre Berufung fest und orientierten sich vorwärts. So führte Gott sie mit erneuerter Vision, gestärktem Glauben und Vertrauen in den Herrn durch die dunklen Täler.

Gott geht mit

Wenn du dich auf deinen von Gott gegebenen Plan einlässt, wirst du dich Herausforderungen stellen und durch dunkle Täler gehen. Aber du wirst auch im Glauben wachsen, mehr Liebe für andere Menschen erhalten und mit dem Bau des Königreichs betraut werden.

Du weisst nicht, wie sich die Dinge entwickeln werden, wenn du deiner Berufung folgst. Aber wisse, dass Gott mit dir auf jedem Schritt des Weges geht. Halte an den Verheissungen fest, die Jeremia den im Exil lebenden Menschen prophezeit hat:
«Ja, mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt; darum habe ich dir meine Güte bewahrt. Ich will dich wieder bauen, und du wirst gebaut sein, Jungfrau Israel! Du wirst dich wieder mit deinen Tamburinen schmücken und ausziehen im Reigen der Tanzenden» (Jeremia 31, 3–4).

Auch in den dunklen Tälern werden wir die ewige Liebe und Treue Christi entdecken. Möge Gott dich stärken, ihm zu vertrauen, während du dich einsetzt, damit Sein Königreich an dunklen Orten errichtet wird.

Naher Osten

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