ICH GEHE DA HIN, WO DER NAME VON JESUS CHRISTUS NOCH UNBEKANNT IST.

Apostel Paulus in Römer 15, 20

Von Fremden und weniger fremden Fremden

25. November 2025

Kürzlich haben wir uns eine neue Ziege gekauft. Leider wurde sie von unserer kleinen Herde nicht gut aufgenommen. Es ging sogar so weit, dass die bisherige Leitziege mit ihren Hörnern das neue Mitglied wohl in den Tod gestossen hätte, wenn wir die Unterdrückerin nicht losgeworden wären.

Beim Nachdenken über diese Eskapade, merkten wir, dass es ein paar Parallelen zu unserem Leben im Ausland gibt.

Menschliche Vorbehalte gegenüber den Fremden 

Haben nicht auch wir Menschen, wie die Ziegen, Vorbehalte und Vorurteile gegenüber den Fremden? Wenn jemand von aussen kommt und in unsere Gruppe eindringt, empfangen wir diese Person immer mit offenen Armen, ganz besonders, wenn sie «ganz anders» ist als wir? Fragen kommen auf: Woher kommt sie? Was will sie? Beansprucht sie meinen Platz und Stellung? Nimmt sie mir etwas weg? Will sie den Lauf der Dinge hier verändern?

Man muss nicht gleich von Rassismus sprechen, aber zumindest von einem abwartenden und fragenden «Reserviert-Sein», das uns Menschen doch einfach zu eigen ist.

Wir waren Fremde

Es ist nun schon vier Jahre her, seit wir in diesem Land angekommen sind. Wenn wir zurückblicken, dann müssen wir sagen, dass wir definitiv von den Einheimischen als «Fremde» wahrgenommen und behandelt wurden. Wir wurden kritisch beäugt und mussten gegen Stereotypen, Vorurteile und Vorbehalten ankämpfen.

Einheimische, die unsere Freunde wurden und mit uns unterwegs waren, wurden vor uns über uns ausgequetscht, als wären wir gar nicht anwesend. Und das alles, obgleich wir uns in Kleidung, Sprache und Kultur weitaus stärker anpassten als so mancher Ausländer, der unser Dorf besucht.

Das war nicht immer einfach. Wir kannten das zwar auch schon aus einem anderen Land etwas, aber hier war es nochmals eine Spur stärker und dauerte länger an. Vielleicht liegt es daran, dass es nur wenige Ausländer gibt, die hier leben. Viele kommen zu Besuch für ein paar Tage oder Wochen und gehen dann wieder.

Die Fremden werden bekannt

Es ist nicht so, dass wir mittlerweile überall mit offenen Armen empfangen werden und uns niemand mehr als Fremde behandelt. Zu einem gewissen Grad wird das wohl immer so bleiben. Gleichwohl können wir sagen, dass wir mit der Zeit – und durch aufgebautes Vertrauen und abgebauter Vorurteile, – zumindest zu «bekannten» Fremden geworden sind. 

Selbst Leute, die uns nicht kennen, haben eine Ahnung, wer wir sind und was wir hier machen. Sie sehen, dass wir anders sind als die vielen anderen Ausländer, auf deren Hilfe sie aber aufgrund ihrer Flüchtlingssituation angewiesen sind.

Wir haben uns einen Namen gemacht; wir sind nun die Fremden, die aber nicht mehr ganz so fremd sind. Man kann sogar sagen, dass wir etwas dazu gehören. Denn wenn wir nicht da sind, fällt es auf. So fragen offensichtlich Leute nach uns, wenn wir länger nicht «auftauchen», sei es wegen Krankheit, weil viel los ist oder wir im Sommer nicht da sind.

Die Fremden werden verteidigt

In ihren ersten Tagen hat unsere neue Ziege einen Beschützer in der Herde gefunden. Interessanterweise war es das männliche Jungtier der Unterdrückerin, das sich zwischen das arme Ding und seine eigene Mutter stellte.

Bei uns Menschen generell und in abgelegenen Dörfern im Speziellen, braucht es oftmals etwas mehr Zeit, bis der Fremde Führsprecher und Verteidiger findet. Doch auch bei uns gibt es sie.

Manchmal bekommen wir zum Beispiel mit, wie ein befreundeter Verkäufer jemandem erklärt, dass wir anders sind als andere Ausländer und den Vorbehalten den Wind aus den Segeln nimmt. Solche und andere Situationen tun gut. Denn sie sind doch Balsam auf der Seele eines jeden Fremden – auch auf der Unsrigen.

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