ICH GEHE DA HIN, WO DER NAME VON JESUS CHRISTUS NOCH UNBEKANNT IST.

Apostel Paulus in Römer 15, 20

Libyen – Hoffnung im Chaos?

25. Juni 2018

«Ich sah Libyen, wo die Lämmer schon gehörnt aufwachsen, denn dort werfen die Schafe dreimal im Laufe eines Jahres. Nimmer gebricht es dort dem Herrn und nimmer dem Hirten, weder an Käse noch Fleisch noch süsser Milch von der Herde, welche das ganze Jahr mit vollen Eutern dahergeht.»

Wer die enthusiastische Beschreibung des fruchtbaren Libyen liest, die der griechische Philosoph Homer in seiner Odyssee dem Helden Menelaos in den Mund legt, kann kaum glauben, dass dies dasselbe Land ist, welches heute an Afrikas Nordküste zu finden ist.

Zum heutigen Libyen passen viel eher Begriffe wie endlose Wüsten, Erdöl, Islamisten, Anschläge, Krieg, Terror, Chaos, Flüchtlinge und der gestürzte Diktator Muammar al-Gaddafi. Libyen hat schon seit Jahrzehnten ein stark negatives Image.

Geschichte

Der heutige Staat Libyen ist ein künstliches Gebilde aus jüngerer Vergangenheit, entstanden durch die Grenzziehungen der postkolonialen Neuordnung Afrikas nach dem Zweiten Weltkrieg. Die drei grossen libyschen Regionen Tripolitanien, Kyrenaika und Fessan wurden 1949 zu einem einzigen Staat vereinigt und in ihre Unabhängigkeit entlassen. Wie so oft in Afrika ist dies eines der grossen Probleme, weil verschiedenste Ethnien wie die Araber im Osten, die Berber und Tuareg im Westen und die Tubu im Süden gezwungen wurden, ein Land zu bilden.

Libyen wurde geprägt von Erdölfunden und Gaddafi, der gegen seinen Vorgänger, König Idris I, geputscht hatte und bis zu seinem Tod 2011 immerhin 32 Jahre als Diktator die Macht halten konnte. Mit der Revolution 2011 kam eine politische Wende. Es wurde aber längst nicht alles besser, wie viele Libyer hofften. «Freies Libyen» las man während der Revolution auf Graffiti. Mein muslimischer Freund Abd al-Hamid aus Libyen sagte mir, dass er Hoffnung habe, dass jemand sein Land wieder aufbauen werde. Aber wer? Wo sind die Hoffnungsträger? Das Land versinkt im Chaos des Bürgerkriegs. Fruchtbar im Sinne Homers ist Libyen inzwischen definitiv nicht mehr!

Gottes Volk in Libyen

Dabei hat Libyen ein grosses christliches Erbe. Simon von Kyrene, der Jesu Kreuz trug, war Libyer. Schon an Pfingsten hörten Libyer das Evangelium. Die Ruinen vieler Kirchen erinnern an die christliche Vergangenheit. Heute besteht die kleine Minderheit von Christen vor allem aus Katholiken, Anglikanern und orthodoxen Kopten, die als Gastarbeiter im Land oder als Flüchtlinge auf der Durchreise sind und wenig Interesse an den Einheimischen haben. Aber es gibt auch unter Libyern Hoffnung:

Mahmud kämpfte in der Revolution und erlebte, wie zwei seiner Freunde erschossen wurden. In der Nacht hat er oft Albträume. Er sagte zu einem Mitarbeiter «Ich bin kein guter Muslim, ich glaube an Allah, aber ich denke, ich werde in die Hölle kommen.» Mehr als sechs Stunden sprachen sie über das Leben nach dem Tod. Mahmud begann, regelmässig die Bibel zu studieren.

Auch Ahmed, ein anderer Libyer, liest mit einem Mitarbeiter die Bibel. Er kann nicht genug davon bekommen, Fragen über Jesus zu stellen. Zum ersten Mal seit langer Zeit hören unsere Mitarbeiter wieder von Libyern, die Jesus nachfolgen.
Ein junger Mann kam und stellte sich vor: «Du kannst mich Baulus nennen!» Der Mitarbeiter erkannte, dass der Mann Paulus meinte, da Araber P wie B aussprechen und fragte: «Wieso Baulus?» Der junge Mann sagte: «Weil ich Jesus nachfolge! Alle meine Freunde nennen mich nur noch Baulus.»

Gott schafft gerade in Libyen geistliche Frucht durch den Heiligen Geist, Träume, Visionen und die Bibel. Früher gab es nur einzelne versprengte Gläubige, nun sind es schon einige, die sich in kleinen Gemeinschaften treffen.

Du für Libyen?

Es ist leicht, in Libyen Fuss zu fassen und den Menschen von Jesus zu erzählen. Englischunterricht ist bei der Bevölkerung sehr gefragt, und man muss kein Muttersprachler sein, um unterrichten zu können. Vor Ort sind Mitarbeiter, die beim Aufbau eines Projekts helfen können. Möglichkeiten, geistliche Frucht zu ernten, gibt es viele, aber es gibt nur wenige Arbeiter, die vor allem unter den libyschen Arabern arbeiten. Nur ein Team dient den Berbern. Die Tuareg und die Tubu warten noch auf die ersten Boten des Evangeliums. Die Tür in Libyen ist vielleicht nicht mehr lange offen.
 
Ja, Libyen ist herausfordernd! Aber gleichzeitig kannst du in Libyen auch Teil von Gottes Plan sein und das Wunder einer entstehenden Gemeinde unter unerreichten Völkern sehen. Bete, dass der Herr Arbeiter in sein Erntefeld sendet – und höre, ob nicht du selbst einer dieser Arbeiter sein sollst.

Nordafrika

 

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