ICH GEHE DA HIN, WO DER NAME VON JESUS CHRISTUS NOCH UNBEKANNT IST.

Apostel Paulus in Römer 15, 20

Wenn Saat auf vorbereiteten Boden fällt

06. August 2018

Jussuf kennen wir schon länger, da sein Bruder früher unser Vermieter war. Obwohl er noch jung ist, gehört Jussuf zu den respektierten Männern seines Stammes. Jeder kennt ihn, er kennt jeden, und sein Wort hat Gewicht. Umso freudiger überrascht waren wir, als wir vor einiger Zeit im Gespräch herausbekamen, dass Jussuf zwei Bibeln hat und regelmässig in ihnen liest. Er ist überzeugt, dass die Worte Jesu gut sind und dass er davon lernen kann.

Das Telefon klingelt. Als ich rangehe, meldet sich am anderen Ende Jussuf: «Hallo! Seid ihr zu Hause? Wir würden euch gern besuchen!» Wir haben keine Zeit mehr, noch etwas aufzuräumen oder vorzubereiten, denn nur zwei Minuten später klingelt es an der Tür. Als wir öffnen, steht Jussuf da – und mit ihm seine Mutter, seine Schwestern, sein Bruder und sein Schwager – insgesamt acht Personen. Aber da sie jede Menge Obst und Nachtisch mitgebracht haben, können wir unsere Gäste ohne Probleme bewirten.

Ein Muslim als Verteidiger der Worte Jesu

Während des Besuchs sieht Jussuf dann die arabische Bibel auf dem Tisch liegen – und fängt an, darin zu lesen. Jedes Mal, wenn er auf etwas Interessantes stösst, stoppt er die Unterhaltung, ruft die anderen dazu auf, genau zuzuhören, und liest ihnen die entsprechenden Verse vor. An einem Punkt versucht der Schwager, Jussuf zu stoppen – mit dem Hinweis, die Bibel spräche doch von Jesus als dem Sohn Gottes und dass man deshalb die Bibel nicht lesen solle. (Viele Muslime stellen sich beim Sohn Gottes einen leiblichen Sohn vor. Mit anderen Worten, Gott hätte mit Maria geschlafen und dabei Jesus gezeugt). Bevor wir auch nur versuchen können, etwas zu erwidern, stoppt Jussuf seinen Schwager: «Du verstehst nichts davon, und was ich hier lese ist gut, und das müsst ihr hören!»

Jussuf ist noch nicht gläubig, aber uns scheint er eine der Schlüsselpersonen zu sein, die Türen für das Evangelium öffnen können. Er hat Interesse an geistlichen Dingen und die Stellung in der Grossfamilie, dass man ihm zuhört. Ob er «ein Mann des Friedens» (Lukas 10, 6) in unserem Dienst sein kann?

Gemeinsame Kinderlosigkeit als Türöffner

Achmed ist der besagte Schwager und ist mit Kalila verheiratet. Sie sind beide um die 40 und haben keine Kinder. Das ist bei all den traditionellen Vorstellungen und Erwartungen in unserer eher konservativen Gegend oft nicht einfach. Aber da auch wir keine Kinder haben, ist eine besondere Verbundenheit zwischen uns entstanden. Wir gehören zu den wenigen, die sie verstehen und mit denen sie auch spontan mal etwas unternehmen können. Beide sind auch in der Grossfamilie völlig akzeptiert und alle lieben sie. Für uns sind Achmed und Kalila zu wirklich guten Freunden und Türöffnern in die Familie geworden – auch wenn sie selbst (noch) nicht wirklich offen für geistliche Dinge sind. Wir wollen weiter durch unser Leben und durch unsere Worte gute Saat säen – und beten um eine reiche geistliche Ernte in dieser Grossfamilie!

Naher Osten

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