ICH GEHE DA HIN, WO DER NAME VON JESUS CHRISTUS NOCH UNBEKANNT IST.

Apostel Paulus in Römer 15, 20

Verheiratet mit der Schwester des Zimmermanns

02. Oktober 2017

Jeden Tag ging ich am Geschäft von Izat, dem Zimmermann, vorbei. Sein Ein-Mann-Geschäft war versteckt neben einem Computer-Laden nicht weit von meiner Wohnung. Täglich grüsste ich Izat und wir tauschten Segenswünsche aus – für zwei Jahre ging das so.

Dann ging ich in die USA und heiratete. Meine Frau Susan und ich kehrten gemeinsam zurück in mein ehemaliges Wohnviertel in Izats Heimat. Ich besuchte all meine Freunde von dort und brachte ihnen Süssigkeiten als Geschenk mit. In dieser Kultur ist es Brauch, die gute Neuigkeit einer Heirat mit glitzernden Schachteln voll süssen Köstlichkeiten zu feiern.

Als ich Izat eine grosse Schachtel Süssigkeiten brachte, betrachtete er die elegante Packung und lächelte wissend. «Was sind deine guten Neuigkeiten?», fragte er mit einem Augenzwinkern. Ich erzählte ihm, dass ich zwei gute Neuigkeiten hätte, die ich mit ihm teilen wollte. «Das erste ist deine Heirat», unterbrach er mich bevor ich es ihm sagen konnte. Dann hielt er zwei Finger auf und fragte: «Was ist das zweite?» «Das zweite», kündigte ich an, «ist, dass meine Frau mit mir mitgekommen ist und wir hier in der Nachbarschaft leben werden.» Da umarmte er mich väterlich.

Als ich am nächsten Tag an Izats Geschäft vorbeiging, rief er mich hinein, um mit ihm Tee zu trinken. Es war das erste Mal, dass er mich einlud. Ich stellte ihm ein paar Fragen über seine Familie und er sagte: «Ich habe einen Sohn, zwei Töchter und natürlich eine Frau. Wir wohnen gleich hier, neben dem Laden.»

Er gab mir ein altes Foto. Es zeigte eine viel jüngere Version des Zimmermanns und seiner Frau, feierlich auf der gleichen Strasse vor dem gleichen Geschäft. Izat hatte den grössten Teil seines Lebens in dieser kleinen Gasse verbracht. Ich versuchte mir vorzustellen, wie es gewesen war, bevor das Internet existierte, vor dem 11. September 2001. Vielleicht waren diese Tage länger und voll mit härterer Arbeit – und auch ohne den Retter.

Izats Sohn brachte winzige Tassen mit dampfend heissem Gewürztee. Während dem ich darauf wartete, dass mein Tee abkühlte, sagte ich zu Izat: «Meine Frau würde wirklich gerne deine Frau und deine Töchter kennen lernen.» «Bring sie jetzt!», drängte er. «Die Frauen sind alle zu Hause.» «Jetzt?», fragte ich überrascht. «Sie hat gerade eine Sprachlektion.» «Dann kannst du kommen und sie kennen lernen. Morgen bringst du deine Frau mit.»

Für die nächsten zwei Stunden sass ich in Izats Wohnzimmer umgeben von seiner Familie. Ich dankte Gott im Stillen für meine Frau und dafür, wie meine Beziehung mit Izat sich sofort verändert hatte, bloss weil ich sie erwähnt hatte. Wir waren gerade von einer Serie von Fünf-Minuten-Gesprächen zu einer grosszügigen Einladung in sein Leben und sein Zuhause gekommen.

Susan und ich kamen am nächsten Tag zurück. Izats Frau machte fröhlich ein grosses Aufheben um meine Frau. «Du bist jetzt eine verheiratete Frau», sagte sie. «Wie kommt es, dass du nicht weisst, wie man roti (Fladenbrot) backt? Komm, ich lehre dich. Jede Frau muss wissen, wie man Brot backt.»

Ein anderes Mal sassen Susan und ich in Izats Wohnzimmer und witzelten mit unseren Gastgebern. «Wer bist du schon für mich?», sagte Izat lachend zu mir. «Susan ist meine Schwester. Und du? Du bist nur der Mann meiner Schwester!» Seither gehört Susan zu diesem Hause wie eine Tochter und eine Schwester. Im Schoss dieser Familie nimmt sie die Sprache auf, geht tief in die Kultur hinein und lernt von meisterlichen Köchinnen. Ihre Sprachfähigkeiten wachsen und sie erzählt Jesus-Geschichten.

Eine von Izats Töchtern bat Susan um eine Bibel, aber wir haben etwas Grösseres im Kopf: Die ganze Familie einzuladen, Gottes Wort zu studieren und Jesus Christus zu entdecken.

Zentralasien

Anmelden