ICH GEHE DA HIN, WO DER NAME VON JESUS CHRISTUS NOCH UNBEKANNT IST.

Apostel Paulus in Römer 15, 20

Pakistan – Balanceakt zwischen Auftrag und Risiko

05. März 2018

Pakistan gilt von aussen betrachtet nicht gerade als ein sicheres Land. Ist das Leben unter solchen Bedingungen insbesondere für Ausländer deswegen unverantwortlich oder gar unmöglich? Bis vor kurzem lebte ich mit meiner Familie in diesem Land…

Pakistan ist von einem gesunden Staat noch weit entfernt. Arbeitslosigkeit, Korruption und Misswirtschaft auf Regierungsebene lassen einen Grossteil der Bevölkerung unnötig leiden. Anstatt das Gemeinwohl im Auge zu haben, versuchen Politiker, sich selbst und den eigenen Clan zu bereichern. Im Jahr 2014 bezahlten mehr als 100 Parlamentsmitglieder trotz fürstlichem Lebensstil keine Rupie an Steuern. Da erstaunt es nicht, dass auch die übrige Bevölkerung wenig motiviert ist, mit ihren Steuern das System zu finanzieren.

Kleine Anfänge

Pakistan hat in etwa eine Fläche so gross wie Frankreich und Grossbritannien zusammen und ist die Heimat von ca. 190 Millionen Menschen. Annähernd 98 % von ihnen sind Muslime, darunter eine Vielzahl von unerreichten Volksgruppen. Aus Furcht vor Verfolgung, aber auch aufgrund der unterschiedlichen sozialen Schichten, haben viele einheimische Christen den Blick für ihre muslimischen Nachbarn verloren. Erfreulicherweise ist im vergangenen Jahrzehnt etwas in Bewegung gekommen. Immer mehr Kirchen beginnen ihren Auftrag unter den Muslimen wahrzunehmen. Sie ermutigen und schulen ihre Gemeindeglieder über ihren Glauben zu reden. Da die einheimische Kirche aber vor allem im Bundesstaat Punjab zu Hause ist, bleibt ein Grossteil des Landes von ihrem Zeugnis unberührt. Deshalb zogen wir als Familie vor sechs Jahren nach Pakistan. Hier wollten wir mit dazu beitragen, dass Pakistaner Jesus nachfolgen können und waren auch bereit, gewisse Risiken in Kauf zu nehmen.

Kein einfaches Leben

Mit Umweltkatastrophen und Terrorismus kamen wir kaum in Berührung. Obwohl wir näher an den Geschehnissen waren, erfuhren wir meist erst aus den Medien, was sich zugetragen hatte. Krankheiten und Unfälle hingegen erlebten wir als unmittelbare Gefahren. Verkehrsunfälle konnte man regelmässig beobachten, und auch unser eigenes Auto erlitt so manchen Blechschaden. Fehlerhafte Elektroinstallationen im Haus waren eine zusätzliche Gefahrenquelle – besonders für unsere Kinder. In den ersten Jahren waren wir aufgrund der schlechten Wasserqualität und mangelnder Sauberkeit zudem oft krank. Das ging so weit, dass mich die Mitarbeiter eines medizinischen Labors aufgrund der Häufigkeit meiner Besuche für einen Arzt hielten, der die Stuhlproben seiner Patienten vorbei bringt. Tatsächlich waren es aber nur die meiner eigenen Familie.

Mit der Realität umgehen lernen

Unsere Wahrnehmung von möglichen Gefahren ist oft sehr subjektiv. Wer Pakistan nur aus den Medien kennt, erwartet vielleicht bei einem Besuch, die eine oder andere Bombenexplosion zu hören. Wir haben in sechs Jahren nie eine gehört. Dennoch waren wir uns bewusst, mit dem Wohnsitz in Pakistan auch ein erhöhtes Risiko gewählt zu haben. Nebst der allgemein tieferen Lebensqualität und der grossen Distanz zu Familie und Freunden in der Schweiz, war dies ein Preis, den wir zu zahlen bereit waren. Aber wie hoch darf dieser Preis sein? Wann ist ein Risiko zu hoch oder eine Gefahr zu gross?

Um Risiken möglichst zuverlässig einschätzen zu können, war es uns wichtig, von anderen Auslandmitarbeitern zu hören, welche Sicherheitsmassnahmen sie treffen. Hinzu kamen Schulungen und Sicherheitshinweise von professionellen Organisationen und Empfehlungen von verschiedenen Regierungen. Diese Informationen halfen uns, für unsere Situation sinnvolle Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Diese konsequent umzusetzen, stand in unserer Verantwortung. Was darüber hinausgeht – Risiken, die wir nicht beeinflussen können – darum kümmert sich Gott. Diese Balance mussten wir immer wieder finden. Denn die Alternativen wären, fahrlässig zu werden oder in eine Angststarre zu verfallen.

Südasien

 

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